Published January 18, 2024 | Version v1
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Einheit und komplexität

Description

Die Terrassenhaussiedlung St. Peter folgt einer Tradition radikaler Avantgardearchitektur und experimentiert in der Spannweite von Urbanität, Technologie und Programmatik. Der Entwurf basiert weder auf Referenzen noch auf formalen, vorgefassten Bildern – im Gegenteil: Die bauliche Umsetzung orientiert sich an mehreren Maßstäben, Konzepten und Kriterien für urbanes Wohnen. Die Wohnungstypologien sind gerade noch konventionell: Erschließungstürme, Zweispänner, Blöcke mit Gängen und Brücken außen und innen. Auch Statik und Infrastruktur sind durch diese Typologien noch konventionell gelöst. Die Projektentwicklung jedes einzelnen Wohnungstyps ist zweistufig, mit einer räumlich-formalen und einer baulichen Ausführungsplanung, aber am Rande der Typologien fließt von Beginn der Errichtung an die Kreativität der Architekten ein. Das bedeutet nicht, dass die Architektur der radikalen Avantgardegruppen ein eigenes Bild entwickelt hat. Was sie vielmehr kennzeichnet, ist eine sinnliche Pluralität, die sich hinter ungewöhnlichen und überraschenden Formen verbirgt. Der Entwurf von Hannes Meyer und Hans Wittwer für die Petersschule in Basel aus dem Jahr 1926 hat einen kleineren Maßstab, der die Größenordnung und Herausforderung jeglicher Architektur erst begreifbar macht. Der Ehrgeiz, in der Stadt kollektives Wohnen für Schüler:innen zu entwerfen, mündet bei diesem Projekt in eine Organisation aus Kubaturen und Plattformen, die eine umfassende strukturelle Lösung für das Programm und die Erschließung ergibt. Wir haben es hier mit einer Architektur zu tun, die Rücksicht auf den Ort nimmt, sich gleichzeitig in ihn einfügt und so einer mehrfachen Herausforderung gerecht wird: Beherbergung, Wohnen, Leben in einer Form, die die bestehenden Formeln überwindet und Neues schafft.

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Created:
January 20, 2024
Modified:
January 20, 2024